Monat

November 2025

Goethe, Schiller und Münzfries für alle

Schadow Gesellschaft Berlin blickt erwartungsvoll in das kommende Jahr.

Wenn die 1993 gegründete Schadow Gesellschaft Berlin e. V. am Ende eines Jahres ihre Vollversammlung veranstaltet, wird nicht nur Bilanz gezogen und nach vorn geschaut. Es werden auch zu dem Berliner Bildhauer, Grafiker und Akademiedirektor Johann Gottfried Schadow (1764-1850) und seine Zeit passende Vorträge von allgemeinem Interesse gehalten. Am 21. November sprach Dr. Jan Mende, Kurator des Knoblauchhauses bei der Stiftung Stadtmuseum Berlin und Mitglied im Kuratorium der Schadow Gesellschaft Berlin über das wenig bekannte, in die Zeit der Aufklärung und Empfindsamkeit vor und nach 1800 passende Thema „Goethe geht in Serie! Von Martin Klauer bis Johann Gottfried Schadow“. Darin vermittelte er Einsichten in den deutschen Kultur- und Kunstbetrieb vor über 200 Jahren und ging speziell auf den Weimarer Bildhauer Martin Klauer ein.

Dr. Jan Mende, Autor eines ganz neuen Buches über Leben, Werk und Wohnen von Karl Friedrich Schinkel, hat sich mit der Art und Weise befasst, wie vor und nach 1800 Büsten von Künstlern geschaffen und als Abgüsse in Gips und Ton unters Volk gebracht und wie auch die Werbung für sie ausgesehen hat.

Der Hofbildhauer und Kunstlehrer in Weimar Martin Klauer (1742-1801) schuf, dem Geist der Zeit folgend, Büsten Weimarer Klassiker mit Goethe und Schiller an der Spitze. Im 20. Band des „Teutschen Merkur“ schrieb Christoph Martin Wieland 1781: „Bey dem Fürstl. Hofbildhauer, Hr. Klauer, in Weimar, sind Gipsabgüsse der Abbildungen zu haben, welche derselbe von Herder, Göthe und Wieland, sowohl en Buste als en Medaillon vor kurzem nach dem Leben verfertigt hat. Wir sind Hrn. Klauer die Gerechtigkeit schuldig, zu gestehen, daß diese Abbildungen, sowohl was die Aehnlichkeit als was die Kunst und den Geschmack der Ausarbeitung betrifft, nichts zu wünschen übrig lassen, und in beyderley Betracht diesem geschickten Künstler Ehre machen.“ Indem Klauer seine Bildnisse, dem Geist der Zeit folgend, in Gips und Terrakotta vervielfältigte und in alle Himmelsrichtungen verkaufte, ebnete er ihnen den Weg in die guten Stuben des damaligen Lese- und Bildungsbürgertums. Jan Mende zeigte unter anderem eine Illustration eines Buchs mit Goethes Werken auf der die Musen einer Goethe-Büste huldigen. Bis dahin kannte man solche nur in fürstlichen Schlössern aufgestellten Herrscherbilder aus Marmor oder Bronze. Klauer war außer für den Weimarer Hof auch für breitere und weniger zahlungskräftige Kreise tätig. Er bewies, dass man mit solchen Nachbildungen auch wirtschaftlichen Erfolg haben kann.

Die Vervielfältigung der Bildnisse machten Künstler und Gelehrten für ein breites Publikum „merkwürdig“, wie Friedrich Schiller formulierte. Die von Klauer und anderen Bildhauern geschaffenen, nicht selten an antiken Porträts orientierten Büsten waren preiswert zu haben. Klauer hat berichtete, seine Arbeiten in dem damals viel gelesenen „Journal des Luxus und der Moden“ des Weimarer Verlegers Friedrich Justin Bertuch annonciert und auch 1792 und 1800 eigene Prospekte mit dem Titel „Beschreibung und Verzeichnis der Toreutica-Waare der Klauerschen Kunstfabrick zu Weimar“ verschickt.
Wie Jan Mende weiter berichtete und an Landkarten demonstrierte, haben weitere Gips-, Ton- und Pappmaché-Produzenten antike Bildwerke, aber auch Büsten von Zeitgenossen „in Serie“ produziert und verkauft. Unter dem Motto „Goethe und Schiller für alle“ wurden Geistesgrößen und Künstler als Helden einer neuen Zeit sogar auf Jahrmärkten angeboten. Martin Klauer, der als Weimarer Hofbildhauer schlecht bezahlt wurde, hatte mit seinen Erzeugnissen ein gutes Einkommen, und Zeitgenossen lobten seine Arbeit. Auch Johann Gottfried Schadow hat seine Goethe und andere Zeitgenossen betreffenden Büsten und Bildwerke in kleinen Serien aus Gips, Ton und Porzellan reproduziert und auf diese Weise national und international bekannt gemacht. Gut im Geschäft waren mit großen und kleinen Figuren auch die Königliche Porzellanmanufaktur und die Königliche Eisengießerei zu Berlin. Über den Vortrag und Pläne für den Münzfries von Schadow wird Helmut Caspar auf der Internetseite unserer Gesellschaft ausführlicher berichten.

Mit dem Münzfries und seiner Restaurierung in der Bastion Königin der Spandauer Zitadelle geht es im Frühjahr 2026 los, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Schadow Gesellschaft, Dr. Christina Petersen. Das berühmte, seit Jahrzehnten aber vergessene Bildwerk werde eines Tages „für alle“ in einen vorzeigbaren Zustand versetzt und „für alle“ zugänglich sein. Sie dankte der Preußischen Seehandlung für eine vom Kuratoriumsmitglied Dr. Hans Gerhard Hannesen vermittelte Spende in Höhe von 9000 Euro. „Der Transport des 38teiligen Frieses aus Sandstein erfolge unter der Verantwortung des noch auszuwählenden Restaurators/Restauratorin vom Kreuzbergdenkmal zur Spandauer Zitadelle im Frühjahr 2026. Die Schaurestaurierung in einem leer geräumten Gewölbe der Bastion Königin beginnt im Sommer 2026.“ Die Mittel für die eigentliche Restaurierung müssten noch beschafft werden, Spenden würden gern entgegengenommen.
Die Schadow Gesellschaft stellt 110 000 Euro zur Verfügung. Die gesamte Maßnahme wird sich über mehrere Jahre erstrecken. Teile des restaurierten Frieses werden im Rahmen von Führungen und Veranstaltungen der Öffentlichkeit mit dem Ziel vorgestellt, dabei auch neue Mitglieder und Spender für die Schadow Gesellschaft Berlin e.V. zu.

Schadow Gesellschaft Berlin: Münzfries
Schadow Gesellschaft Berlin: Münzfries
Schadow Gesellschaft Berlin: Münzfries

Die Restauratorin Sonntag Saskia Mariam Sonntag bezeichnete in ihrem Vortrag den Zustand des noch in den Katakomben des Kreuzbergdenkmals vor sich hindämmernden Bildwerks im Großen und Ganzen als gut. Sie zeigte Bilder von Schadensstellen und solche mit größeren Substanzverlusten an Kanten und Ecken, hervorgerufen durch frühere Transporte und Umlagerungen, aber auch durch unsachgemäße Restaurierungen und Ergänzungen durch Zement. Frau Sonntag beschrieb das Vorgehen beim Transport von Kreuzberg nach Spandau und wie die 500 bis 800 Kilogramm schweren Reliefplatten vorsichtig verpackt, transportiert und wieder ausgepackt und wie brüchige und lose Details geschützt werden sollen. Christina Petersen berichtete, dass das Gewölbe in der Bastion Königin beräumt wird. Zuvor hatten sie und ihr Ehemann Knud Petersen die dort befindlichen Spolien genau vermessen, registriert und zugeordnet. Da zwei Drittel der oben genannten Summe für den Transport und vorbereitende Maßnahmen aufgewendet werden müssen, wird um weitere Spenden gebeten.

Schadow Gesellschaft Berlin: Attika des Humboldt Forum
Nachdem der barocken Figuren nachempfundene Skulpturenschmuck auf der Attika des Humboldt Forum gehievt worden war, erfuhren Teilnehmer eines Spaziergangs im August 2025 vom Vereinsvorsitzenden Professor Lindemann, warum solcher Schmuck unbedingt zu fürstlichen Palästen gehört.

 


Text und Fotos: Helmut Caspar, Repros aus einem Flyer von Christina Petersen zum Thema Münzfries

Jan Mende stellte sein Buch über Schinkel vor

Arbeitsstil war Gift für die Gesundheit – über Schinkel, der nur 60 Jahre alt wurde.

Über Karl Friedrich Schinkel gibt es unzählige Bücher und Studien. Am 4. November 2025 gab es in den Räumen der Bundesstiftung Bauakademie am Schinkelplatz in Berlin die Vorstellung eines neuen, aus der Reihe fallenden Buches über den berühmten Architekten aus dem frühen 19. Jahrhundert. Dr. Jan Mende, der Kurator des Knoblauchhauses der Stiftung Stadtmuseum und Mitglied des Kuratoriums der Schadow Gesellschaft Berlin las aus seinem druckfrischen Buch „Karl Friedrich Schinkel – Großer Künstler, einsame Seele‘?“ (Lukas-Verlag Berlin, 165 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 25 Euro, ISBN978-3-86731-479-3), das interessante und wenig bekannte Einblicke in die Arbeits-, Lebens-, Wohn- und Gedankenwelt dieses Ausnahmekünstlers gibt.

Jan Mende - Buch „Karl Friedrich Schinkel – Großer Künstler, einsame Seele?“

Dr. Jan Mende machte bei der Buchvorstellung am 4. November 2025 mit viel Humor mit dem Leben und Werk von Karl Friedrich Schinkel bekannt und beleuchtete auch unbekannte Facetten der Biographie dieses Ausnahmekünstlers.

Kunsthistorikerin Sibylle Badstübner-Gröger dankte auch im Namen des Autors allen Förderern und Spendern, die bei der Gestaltung und Drucklegung des Buches mitgewirkt haben. Dr. Elena Wiezorek erläuterte die Aufgaben und Ziele der von ihr geleiteten Bundesstiftung und gab der Hoffnung Ausdruck, dass an dieser Stelle die Bauakademie errichtet werden soll. Das „übrigens sehr einfach angeordnete Gebäude“, wie Schinkel schrieb, in den Abmessungen von knapp 50 mal 50 Metern besaß im Erdgeschoss eine Ladenzone sowie Schinkels Dienst- und Wohnräume mit großen Fenstern und hohen Decken. Im Zweiten Weltkrieg beschädigt und danach zum Teil wieder aufgebaut, wurde der „Rote Kasten“, wie die Berliner das Haus despektierlich nannten, 1961 dem DDR-Außenministerium geopfert. Da daran gedacht war, die Bauakademie an einem anderen Ort originalgetreu wieder neu zu errichten, hat man Steine und den Fassadenschmuck geborgen.

Schinkel - Bauakademie Berlin
Die am Berliner Schinkelplatz ansässige Bundesstiftung Bauakademie hofft, irgendwann das in DDR-Zeiten abgerissene Haus – hier eine Darstellung aus dem 19. Jahrhundert – wieder aufbauen zu können. Der Standort steht fest, um die Gestalt, das Innenleben und die Aufgaben des Gebäudes wird seit Jahren gerungen.

 

Unbekannte Quellen erschlossen

 

Jan Mende brachte den Gästen der Buchpräsentation Karl Friedrich Schinkel auf etwas andere Weise nahe. Er charakterisierte ihn als einen Mann, der nicht nur Preußens oberster Baumeister und ein begnadeter Maler, Möbeldesigner, Feier- und Theaterdekorateur und, nicht zu vergessen, Vater der Denkmalpflege in Preußen war. Er schilderte anhand unbekannter Quellen, wie die Familie Schinkel ab 1836 in einer riesigen Wohnung im zweiten Obergeschoss seiner Bauakademie gelebt hat. Er tut das anhand wenig bekannten Quellen und zeigt, von Zimmer zu Zimmer gehend, wie es beim Chef der preußischen Bauverwaltung ausgesehen hat, womit die von Besuchern als wenig wohnlich und gemütlich bezeichneten Räume ausgestattet waren und was aus den Bildern, Skulpturen und Möbeln wurde. Schinkel und seiner Familie stand eine Wohnung von mehr als 1000 Quadratmetern zur Verfügung. Für die in der gleichen Etage untergebrachte Oberbaudeputation gab es nur 700 Quadratmeter.

 

Schinkel: Altes Museum Berlin Schinkel: Schauspielhaus Berlin
Schinkel musste sich von Friedrich Wilhelm III. vorhalten lassen, fast alle Baubudgets zu überziehen. Beim Alten Museum am Lustgarten waren es 80 000 und beim Schauspielhaus 100 000 Taler.

Alles war in der Bauakademie weitläufig, hier wurde an nichts gespart. Man lief lange Wege, um von hier nach dort zu gelangen. Es war sehr viel rein zu halten und zu beaufsichtigen. Dass die Familie Schinkel hier Gäste zu Feiern, Kammerkonzerten und Gesprächen empfangen hat, ist nicht überliefert und bei der Weitläufigkeit der Räume und Flure auch kaum vorstellbar. Mende zufolge war der rastlose Mann kein Mann für Empfänge und Ehrungen. Dass er 1821 bei der Eröffnung seines Schauspielhauses fernblieb und die begeisterten Zuschauer ihn vor seiner Wohnung Unter den Linden feiern mussten und 1840 aus Gesundheitsgründen bei der Huldigung seines königlichen Gönners Friedrich Wilhelm IV. fehlte, trug ihm manchen Tadel ein.

 

Karriere begann als Maler

 

Dass sich der aus Neuruppin stammende Schinkel zu ungekannten künstlerischen Höhen aufschwingen und seine vielen Talente voll zur Geltung bringen konnte, hängt mit der Huld und Förderung zusammen, die ihm das preußische Königshaus gewährte. Mit Königen und Prinzen umzugehen, war für den Architekten wegen der Höhenunterschiede nicht einfach. Indem Schinkel, der seine Karriere als Maler begonnen hatte, den hohen Herrschaften seine Bilder und Ideen zu Füßen legte, erregte er ihre Aufmerksamkeit und erhielt interessante Aufträge erst zur Ausgestaltung königlicher Wohn- und Repräsentationsräume, dann aber auch für Staatsbauten. Aus dem Freiberufler wurde ein fest angestellter, freilich seines Wertes bewusster Staatsbeamter, der über ein Heer von Mitarbeitern verfügte.

 

Schinkel: Bauakademie und Friedrichwerdersche Kirche, 1955 Schinkel: Friedrichwerdersche Kirche, Eingang, hl. GeorgSchinkels im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Friedrichswerdersche Kirche (Foto: Lothar Brauner um 1955) wurde in DDR-Zeiten wieder aufgebaut und restauriert. Über dem Eingang des Ziegelbaus sticht der Heilige Georg einen grässlichen Drachen nieder.

Manche Idee wurde nicht verwirklicht, etwa der Dom der Befreiung in Berlin, ein gotisierend gestaltetes Mausoleum für die 1810 verstorbene Königin Luise. Andere wie die Neue Wache Unter den Linden, die Schlösser in Glienicke und Charlottenhof, die Bauakademie und das Schauspielhaus sowie die Friedrichswerdersche Kirche und weitere Gotteshäuser in Berlin und Umgebung, die Nikolaikirche in Potsdam und viele andere Bauten wurden realisiert und tragen bis heute zum Ruhm des Künstlers und seiner Auftraggeber bei. Dass einige Bauten zwar großartig erdacht, aber von miserabler Akustik waren, hat man später durch Einbauten zu korrigieren versucht.

 

Magier der schönen Form

 

Zeitgenossen fanden viele anerkennenden Worte für den, wie man sagte „Magier der schönen Form“, der sich der „Ästhetischen Menschenerziehung“ verschrieben hat und trotz seiner zarten Gesundheit, wie Ehefrau Susanne bemerkte, bis zum Umfallen gearbeitet hat. Er hat sich nicht geschont, auch Genesungskuren haben wenig genutzt. Und so starb der bedeutendste deutsche Architekt der frühen 19. Jahrhunderts am 9. Oktober 1841 mit nur 60 Jahren an den Folgen mehrerer Schlaganfälle. Ein Komet war verglüht, wie Mende schreibt, und er hinterließ ein reiches, bis in unsere Gegenwart wirkendes und hoch geachtetes Erbe.

 

Nicht alle waren von Schinkel begeistert, manche Kritiker außerhalb Berlins warfen ihm vor, wie Mende berichtete, hohle Pracht, endlose Treppen und zwecklose Säulenhallen zu produzieren und das „Praktische und Nützliche“ außer Acht zu lassen. Beratungsresistent, wie er war, hat Schinkel die Nörgeleien murrend zur Kenntnis genommen und nur unter vier Augen eingeräumt, nicht alles richtig gemacht zu haben. Unverdrossen plante er großartig, wie Mende bei der Buchvorstellung am Beispiel des nach dem Berliner Ofenfabrikanten Tobias Feilner benannten Feilnerhauses mit prächtigen Wohn- und Gesellschaftsräumen und hohlem Nebengelass zeigte.

 

Plädoyer für barocke Bauten

 

Schinkel hatte große Not, barocke Bauten in Berlin vor der Vernichtung zu bewahren. So erregte er sich 1815 über die eigenmächtige Handlungsweise eines Offiziers, der ein Bauwerk von Andreas Schlüter, den königlichen Pontonhof Unter den Linden, seines plastischen Schmucks beraubt hatte, ohne dafür eine Genehmigung zu besitzen. In einem Beschwerdebrief schrieb Schinkel, auf den „nicht hoch zu schätzenden Schlüter“ könne das nördliche Deutschland stolzer sein als Italien auf Michelangelo. Mit Blick auf diesen Akt der Barbarei solle beim König eine „allgemeine Verfügung zum Schutz öffentlicher Denkmäler“ erwirkt werden, „wodurch jedes Gebäude, auch wenn es seinem sonstigen Zwecke nach anderen Behörden zugeteilt wäre, in der Qualität, die es als Denkmal ganz allgemein besitzt, unter die Obhut einer besonderen Behörde gestellt werden müsste, zu der sich vielleicht unser Kollegium am besten eignen würde“.

Schinkel verwies in einem Memorandum „demütig“ auf das Talent des großen Barockbildhauers, der mit tiefem Sinn die Statuen als edle Krönung des Palastes, als einen schönen Schmuck und als Verhältnispunkte für die Höhe und Ausdehnung des großen Gebäudes angebracht habe. Es wäre höchst wünschenswert, den nicht vollendeten plastischen Schmuck fortzusetzen. Mit ähnlichen Argumenten setzte sich Schinkel auch für das andere „classische, eigentümliche und vorzüglich großartige“ Gebäude der Stadt, das Zeughaus, ein. „Den Kunstwert beider verdanken wir Schlüter; sie stehen zugleich als Monumente der Kunst da und werden immer wichtiger, je weniger die Zeit im Stande sein wird, sich auf so große und vollkommene Weise einzulassen“, bemerkte der Chef der Oberbaudeputation. Zugleich werde die Pflicht um so dringlicher, die geerbten Schätze in ihrer ganzen Herrlichkeit zu erhalten. Selbst „in den ungünstigsten Zeiten sind die hierauf zu verwendenden Mittel nie als eine überflüssige Verschwendung anzusehen, weil der zwar nur indirekte Nutzen, welcher daraus erwächst, zu allgemein und groß ist“. Schinkels Mahnung hätten auch aus unserer Zeit stammen können, und so können wir nur begrüßen, wenn in Büchern und anderen Medien daran erinnert wird, selbst bei bröckelnden Brücken und undichten Schultoiletten das kulturelle Erbe nicht aus den Augen zu verlieren.

 

Schinkel-Denkmal, Schinkel-Grabmal, Berlin
Das von Friedrich Drake gestaltete Schinkel-Denkmal schmückt mit denen seiner Freunde und Zeitgenossen Peter Beuth (Bildhauer August Kiss) und Albrecht Daniel Thaer (Christian Daniel Rauch) den Schinkelplatz in Berlin unweit der Straße Unter den Linden. Bestattet wurde der Baumeister auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. Auf der Rückseite des Grabmals ist in vergoldeten Buchstaben GEWIDMET VON SEINEN FREUNDEN / WAS VOM HIMMEL STAMMT / WAS UNS ZUM HIMMEL ERHEBET / IST FUER DEN TOD ZU GROSS / IST FUER DIE ERDE ZU KLEIN zu lesen. 

 

Vieles ist noch nicht ausgeleuchtet

 

Bei der Buchvorstellung nach Forschungsbedarf gefragt, sagte Jan Mende, obwohl es „Berge von Schinkelbüchern“ gebe, sei noch nicht alles ausgeleuchtet. Er würde sich gern mit Schinkels Wohnverhältnissen und seiner Rolle als Kunstsammler befassen und sie mit denen von Zeitgenossen vergleichen. Da der großbürgerliche Lebensstil der Familie Schinkel auch bezahlt werden musste, wäre die alles andere als banale Frage zu Gehältern und Nebeneinkünften des Meisters noch zu klären. Im Falle des von Schinkel so bewunderten Johann Wolfgang von Goethe ist das alles gut bekannt, bei dem Berliner Multitalent und anderen Persönlichkeiten steht man aber noch am Anfang.

 


Text und Fotos, soweit nicht anders genannt: Helmut Caspar