Neue Hoffnung für Schadows berühmten Münzfries und auf ins Schloss! Schadow Gesellschaft Berlin zieht für 2019 eine positive Bilanz und hat sich für 2020 viel vorgenommen

Auf der nunmehr 25. Jahresversammlung unserer Schadow Gesellschaft Berlin am 21. Februar 2020 in Sichtweite des Brandenburger Tors gab es gute Nachrichten.

Dr. Claudia Czok, Vorsitzende des Vereins mit aktuell 108 Mitgliedern, konnte eine gute Bilanz für das vergangene Jahr ziehen. Sie erinnerte an Exkursionen nach Wörlitz und ins Umland, an gemeinsame Ausstellungsbesuche sowie Vorträge und Publikationen – auf dieser 2019 neu gestalteten Internetseite wurde regelmäßig über die Aktivitäten berichtet. Die Vorsitzende würdigte die gute Zusammenarbeit mit der Langhans Gesellschaft Berlin und hofft, dass dem Verein möglichst viele neue Mitglieder beitreten werden. Da er seine Projekte aus Mitgliedsbeiträgen finanziert, müsse die finanzielle Basis weiter ausgebaut werden. Mehr Mitglieder könnten auch mehr dafür tun, das Erbe des Künstlers weiter in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, sagte sie.

Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Bernd Lindemann ist neues Kuratoriumsmitglied der Gesellschaft und hielt einen kurzen, kompakten Vortrag zum Thema „Schadow im Schloss“. Er wies auf die seit Dezember 2019 laufende Ausstellung im Schadowhaus an der Schadowstraße unweit der Straße Unter den Linden zum gleichen Thema hin. Vom Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages, Dr. Andreas Kaernbach, werden dort noch bis April 2020 Bilder und Reliefs aus den für Friedrich Wilhelm II. klassizistisch umgestalteten Königskammern gezeigt. Mit den Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff und Carl Gotthard Langhans, den Schöpfern des Wörlitzer Schlosses beziehungsweise des Brandenburger Tors, zusammenarbeitend, hat der damals noch junge Schadow künstlerische Vorgaben aus der Antike und des barocken Italien mit neuen, dem Geist des Klassizismus verpflichteten Elementen verbunden. Mit der Bemerkung, Goethe habe behauptet, in prosaischen Berlin verstehe man nichts von Kunstidealen und mit einem „Nie irrte der Dichter mehr als hier“, beendete Lindemann seinen mit viel Beifall bedachten Vortrag.

 

Interessant für die Zuhörer war die Mitteilung, dass Dr. Andreas Schikora, der Chef der Staatlichen Münze Berlin, den nach Entwürfen von David Gilly von Schadow geschaffenen Münzfries aus dem dunklen Verlies unter dem Kreuzberg-Denkmal ans Tageslicht holen und in seinem Betrieb erst reinigen und restaurieren und dann in einem großen Saal neben dem Betriebsmuseum aufstellen will. Entsprechende Verhandlungen mit den Staatlichen Museen sind angelaufen, sie sind der Besitzer des im Jahr 1800 an der Neuen Münze auf dem Friedrichswerder angebrachten Bildwerks mit Szenen aus dem Bergbau, der Metallverarbeitung und Münzprägung und weiteren eindrucksvollen Darstellungen. „Die Präsentation in der Berliner Münze wäre ein Weg, das berühmte Bildwerk nach langer, allzu langer Abwesenheit wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wir hoffen, mit dieser Initiative auch einen Beitrag zu leisten, dass Schadow nicht nur als Schöpfer der Quadriga wahrgenommen wird, sondern als ein außerordentlich vielseitiger, die Bildhauerei vor und nach 1800 befruchtender Künstler“, meinte Claudia Czok.

Bereits 2014 waren in der Münzfabrik an der Ollenhauerstraße 94 im Bezirk Reinickendorf Großfotos, die unterm Kreuzbergdenkmal von dem Fries angefertigt worden waren, zu sehen. Dazu erschien ein schöner Bild-Text-Band mit Erläuterungen und einem kleinen Katalog der Schadow und seinem Werk gewidmeten Münzen und Medaillen.

Die Mitglieder der Schadow Gesellschaft Berlin wollen die Hoffnung nicht aufgeben, eines Tages ein oder mehrere Reliefs des berühmten Bildhauers, Zeichners und Akademiepräsidenten Johann Gottfried Schadow im Humboldt Forum präsentieren zu können. Zwar gingen seine exquisiten Raumausstattungen durch Kriegszerstörung und Bildersturm in den frühen DDR-Jahren verloren. Aber sie sind so qualitätvoll und für damalige Zeiten so innovativ, dass man sie in Gestalt von Zeichnungen, Fotografien und Abgüssen in die Gegenwart holen sollte und damit auch die Ausstattung des neuen Museumskomplexes am Lustgarten bereichern könne. Johann Gottfried Schadow habe es verdient, so Czok und Lindemann, dass man seiner an prominenter Stelle im Humboldt Forum gedenkt, und das nicht nur mit freundlichen Worten, sondern ganz dinglich, eben durch die beiden Fahnenträger-Reliefs und die in zwei ovalen Reliefs wachsam-weise sitzenden Viktorien.

 

Text und Bilder: Helmut Caspar

Ansicht des Parolesaals im Berliner Schloss: Archiv Claudia Czok